Bei der Pflege will Wallsbüll mitreden

Zurück zur Startseite 27. Oktober 2016

Wallsbüll Seit 20 Jahren ist die Sozialstation Schafflund der ambulante Pflegedienst im Amtsbereich Schafflund. Sie wird von den 13 amtsangehörigen Gemeinden, den Ortsverbänden des DRK und den Kirchengemeinden in einer gemeinnützigen Gesellschaft getragen. Die Gemeinden haben die Aufgabe, die Bevölkerung mit ambulanter Pflege zu versorgen, auf das Amt übertragen. Sie werden daher in der Gesellschafterversammlung von der Amtsvorsteherin vertreten. Da das Amt in dieser Gesellschaft etwas mehr als die Hälfte der Gesellschaftsanteile hält, hat sie dort mit sieben von 13 Stimmen die Mehrheit.

Bürgermeister Werner Asmus plädiert für die Eigenständigkeit Wallsbülls als Gesellschafter der Sozialstation Schafflund.

Bürgermeister Werner Asmus plädiert für die Eigenständigkeit Wallsbülls als Gesellschafter der Sozialstation Schafflund. Foto: Reinhard Friedrichsen

Nun hat der Amtsausschuss beschlossen, dass die Sozialstation Schafflund als zusätzliche Aufgabe eine Tagespflege anbieten soll. Bürgermeister Werner Asmus und die Gemeindevertretung Wallsbüll sind der Auffassung, dass ein solches unternehmerisches Risiko nicht mehr in den Aufgabenbereich der Gemeinde fällt und möchte sich daher in der Gesellschafterversammlung nicht mehr durch das Amt vertreten lassen: „Wir müssen entscheiden, ob wir mit am Tisch sitzen oder die Amtsvorsteherin für uns entscheidet“, führte Asmus aus. In einem einstimmigen Beschluss begehrt die Gemeinde Wallsbüll nun, dass diese Gesellschafterfunktion vom Amt an sie rückübertragen wird. Sie erwartet, dass sie dann zukünftig mit ihrem verhältnismäßigen Anteil von etwa 0,6 Stimmen eigenständig in der Gesellschafterversammlung vertreten ist. „Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn wir Aufgaben in die Gemeinde zurückgeholt haben“, ergänzt Bürgermeister Asmus und verweist auf ähnliche Maßnahmen Wallsbülls in der Vergangenheit.

Das bedeutet natürlich, dass die übrigen amtsangehörigen zwölf Gemeinden ihre Mehrheit in der Gesellschafterversammlung verlieren. Zur möglichen weiteren Entwicklung äußert sich  Jörg Hauenstein, Leitender Verwaltungsbeamter: „Die spannende Frage ist, was geschieht mit den Gesellschaftsanteilen? Die Sache muss nun politisch, rechtlich und wirtschaftlich bewertet werden.“ Die stellvertretende Amtsvorsteherin Constanze Best-Jensen findet es sehr bedauerlich, „dass die Gemeinde Wallsbüll sich immer häufiger aus solidarischen Projekten zurückzieht oder gar nicht erst beteiligt.“

Positives ist zur Internetgeschwindigkeit in Wallsbüll zu berichten. In einer Markterkundung hat die Telekom zugesichert, bis spätestens 2018 die beiden Kabelverzweiger in der Gemeinde mit Glasfaser zu ertüchtigen. Da Wallsbüll ein Runddorf ist, sind die Wege von dort in die Häuser recht kurz. Diese können so mit einer Internetgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s im Download und 40 Mbit/s im Upload versorgt werden. Mit dieser Leistung wäre ein weiterer Leitungsausbau nicht mehr förderfähig und möglicherweise auch nicht notwendig.

In vielen Gemeinden wird derzeit das Aktienangebot der SH-Netz AG diskutiert. Wallsbüll könnte Aktien im Wert von 750.000 Euro erwerben. Trotz aller Verlockungen durch Garantiezusagen hat für Bürgermeister Asmus die Schuldentilgung für die Gemeinde Vorrang. Vor diesem Hintergrund wird man sich aber noch einmal mit der Frage beschäftigen.

Bislang verfügte Wallsbüll zwar über einen eigenen Trecker, musste sich aber bei Bedarf immer einen Anhänger ausleihen. Nun beschloss die Gemeindevertretung, einen Kippanhänger mit 1,5 Tonnen Gesamtlast und einem Laubfanggitter zum Preis von zirka 3.900 Euro anzuschaffen.

Flensburger Tageblatt 27. Oktober 2016 / Reinhard Friedrichsen