Reaktivierung der Bahnstrecke Flensburg-Niebüll: Rückenwind aus Wallsbüll
Wallsbüll: Von Wallsbüll nach Flensburg mit dem Zug, das wäre ganz im Sinne von Bürgermeister Arno Asmus. Als Kind ist er so noch zur Schule gefahren, bis die Strecke Flensburg – Niebüll vor 40 Jahren eingestellt wurde. “Nachweislich sind aber nur 20 Prozent der Bahnnutzer auf den Bus umgestiegen”, bedauert er.
Bislang wurde eine mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke nur auf politischer Ebene diskutiert. Asmus selbst ist ein Verfechter derselben. Aber in die Diskussion sollten vor allem die Bürger einbezogen werden, und dies seien etwa 150.000 Menschen in den betroffenen Regionen. Dazu bedürfe es zunächst einmal gebündelten Informationen, die man zur Verfügung stellen müsse, um anschließend die Meinungen mit einem Fragebogen einzuholen. “Die Zeiten, in denen die Politik ihre Bürger mit übergestülpten Entscheidungen beglückt, sollten vorbei sein”, ist er überzeugt.
In Kürze soll ein neuer “Landesweiter Nahverkehrsplan” (LNVP) veröffentlicht werden. Asmus geht davon aus, dass dieser die Trasse von Flensburg nach Niebüll beinhalten wird. Eine mögliche Wiederbelebung der Strecke sei natürlich vielerorts mit erheblichen Problemen verbunden, “aber es ist viel Geld im Topf, um diese zu lösen”, beruhigt er. Um die Dinge einmal anzuschieben, wird man in Wallsbüll einen Arbeitskreis bilden, der eine Bürgerinformation und einen möglichen Fragebogen entwerfen soll, der je nach Bedarf auch für die übrigen Betroffenen gelten könne. “Irgendeiner muss einfach mal den Anfang machen”, zeigt er sich entschlossen. Es wäre gut, wenn die Region von Flensburg bis Schafflund hier zu einer gemeinsamen Stellungnahme käme.
Probleme mit dem Wohnbaukontingent
Wallsbüll hat die Planung für die Erweiterung des Baugebiets mit 21 Wohnbaugrundstücken der Landesplanung vorgelegt und erhielt eine ernüchternde Antwort. Nach dem derzeit gültigen Landesentwicklungsplan (LEP) stünden der Gemeinde zunächst einmal wohl nur 16 Grundstücke zu. Seine Verärgerung kleidete Asmus in eine historische Betrachtung: “In den vergangenen 1.000 Jahren haben unsere Dörfer alle Kriege überstanden und nach jedem Staatszusammenbruch ihre innerörtliche Ordnung selbst aufrecht erhalten.” Er bemängelte, dass in einer solchen Frage nun überörtliche Belange eines auslaufenden LEP herangezogen werden, der zudem wahrscheinlich schon im Herbst durch einen neuen ersetzt werden soll. Dann stünden der Gemeinde wieder mehr als 40 Wohnbaugrundstücke zur weiteren Entwicklung zu. Asmus weiß, dass die Landesplanung hier nach Recht und Gesetz handelt, “aber man sollte damit flexibler und praxisgerechter umgehen.”
Die Nachfrage nach den Wohnbaugrundstücken ist mit derzeit 100 ungebrochen. Der Bedarf zeigt sich auch direkt in der Gemeindevertretung. Die gerade gewählte 2. Stellvertretende Bürgermeisterin Karmen Tober muss aus baulichen Gründen ihre Bleibe aufgeben, findet in der Gemeinde mit ihrer Familie keine neue und zieht nun fort. Die Vertretung wählte nun Birgit Brodersen (SSW) zu ihrer Nachfolgerin.
SHZ / Flensburger Tageblatt 30. März 2021 / Reinhard Friedrichsen