Steigende Nachfrage nach Grundstücken: Wie die Gemeinde Wallsbüll maßvoll wachsen will
Die Erschließungsarbeiten im Neubaugebiet „Sommers Barg“ werden voraussichtlich im April 2022 beendet sein. – Foto: Helga Böwadt
Wallbüll: Der Traum vom eigenen Haus auf dem Lande, ein Wunsch, der nun gleichzeitig im Frühjahr für 17 Familien wahr wird – und zwar in Wallsbüll. Sie werden genau beobachten, was gerade am Ortsausgang Richtung Osterby geschieht, denn dort türmen sich die Erdhügel – die Erschließungsarbeiten für das neue Baugebiet als Erweiterung von “Sommers Barg” sind in vollem Gange. Wer sind die neuen Häuslebauer?
Bürgermeister Arno Asmus weiß es genau: “Lauter nette, junge Leute.” Als die ersten Anfragen vor drei Jahren eintrudelten, habe er sorgfältig Buch geführt, um die Reihenfolge festzuhalten. “Bei 100 habe ich aufgehört zu zählen”, lacht er.
Arno Asmus ist Bürgermeister der Gemeinde Wallsbüll. – Foto: Helga Böwadt
Beim Verkauf der Grundstücke für einen Quadratmeterpreis von 75 Euro wurde eine klare Priorisierung eingehalten: Zuerst kommen die Wallsbüller, dann Kinder oder Eltern von Wallsbüllern und danach gern andere junge Familien. “Das macht die Integration ins Dorfleben viel leichter”, sagt Arno Asmus. In diesem Fall werden also sieben Neubürger-Familien und zehn Wallsbüller eine neue Nachbarschaft bilden.
Das angrenzende Neubaugebiet ist schon ein wenig “eingewachsen”, aber man erkennt im Gegensatz zu anderen Orten relativ großzügige Gärten – ein Phänomen, das für Wallsbüll typisch scheint. “Die Nachfrage nach unseren Baugrundstücken zwischen 800 und 1.150 Quadratmetern war beachtlich, und die größeren schienen besonders begehrt”, erklärt Asmus.
Gern würde er jüngeren Leuten mehr Perspektiven anbieten, denn “sie müssen doch die Chance bekommen, verlässlich etwas für ihre Rente zu tun – und in einem guten sozialen Wohnumfeld leben zu können.” Dem stünde aber die Landesplanung entgegen, die trotz der guten Anbindung Wallsbülls an die B 199 “alle kleinen Gemeinden über einen Kamm schert” und die Wohnbaukontingente zuteile. “Wir wollen nicht unbegrenzt, aber maßvoll wachsen, um unsere Einwohnerzahl zu halten”, sagt der Bürgermeister der 930-Seelen-Gemeinde.
Wir wollen nicht unbegrenzt, aber maßvoll wachsen, um unsere Einwohnerzahl zu halten.
Bürgermeister Arno Asmus
Deshalb habe er auch kein Verständnis für den aktuell im Dezember 2021 in Kraft getretenen neuen Landesentwicklungsplan, der bis 2036 nur 44 neue Wohnungen oder Häuser vorsehe. Das passe nicht zum derzeitigen Mangel an Wohnraum, denn, so Asmus: “Ich habe jede Woche Anfragen – die jungen Leute sind verzweifelt, weil sie ihre Zukunft planen wollen und nichts Bezahlbares finden.”
Für eine innerörtliche Verdichtung gibt es in Wallsbüll keine Flächen, und weshalb man eine Ackerfläche aus Umwelt- und Naturschutzgründen hier nicht in Bauland umwandeln dürfe, sei nicht nachzuvollziehen. Seine Begründung: “Dort, wo vorher vielleicht nur Mais angebaut wurde, entstehen etliche Gärten mit Bäumen, Hecken, Sträuchern und Blumen für Vögel und Insekten – da kann doch keiner sagen, dass das schlechter ist für die Natur.”
Um die teuren Häuser bezahlen zu können, werden beide Eltern 30 Jahre lang arbeiten müssen.
Bürgermeister Arno Asmus
Kritisch beobachtet er die Preisentwicklung im Baugewerbe: “Um die teuren Häuser bezahlen zu können, werden beide Eltern 30 Jahre lang arbeiten müssen.” Das führe zwangsläufig dazu, die Kinder schon früh in Einrichtungen abzugeben. “Bis zum 18. Lebensjahr kostet uns jedes Kind rund 45.000 Euro”, rechnet er vor, deshalb begrüße er es sehr, wenn diese als Erwachsene in ihr Heimatdorf zurückkehren und hier später ihre Steuern zahlen.
Für die Jüngsten gibt es in Wallsbüll einen evangelischen Kindergarten mit zehn Krippen- und 20 Plätzen für über Dreijährige, “eine kleine, schnuckelige Einrichtung.” Darüber hinaus punktet die Gemeinde mit einem großen Freizeitgelände, der Wikingersiedlung “Valsgaard”, einer inhabergeführten Gaststätte, dem “Lütten Koopmann” für den täglichen Bedarf, einem Blumenladen und mehreren Dienstleistern.
Die kleine Kita befindet sich nah an dem großen Freizeitgelände in Wallsbüll. – Foto: Helga Böwadt
Und was macht das Leben in Wallsbüll so lebenswert? Arno Asmus muss nicht lange überlegen: “Das ist vor allem unsere dörfliche Gemeinschaft, alle Vereine haben Zulauf.” Allein der neu gegründete Natur- und Wildtierverein habe während der Corona-Zeit 20 Mitglieder gewonnen, und im Dorfgemeinschaftshaus und auf dem Dorfplatz hätten im vergangenen Sommer etliche Veranstaltungen stattgefunden.
SHZ / Flensburger Tageblatt 26. Dezember 2021 / Helga Böwadt