Bürgermeisteramt in die Wiege gelegt

Zurück zur Startseite 25. April 2016
Jubilar Werner Asmus (l.) nimmt die Gratulation von Kreispräsident Ulrich Brüggemeier entgegen. Foto: Friedrichsen

Jubilar Werner Asmus (l.) nimmt die Gratulation von Kreispräsident Ulrich Brüggemeier entgegen. Foto: Friedrichsen

Wallsbüll: 30 Jahre im Amt des Bürgermeisters waren für die Gemeinde Wallsbüll ein guter Grund, einen Festakt für Werner Asmus auszurichten und 50 Gäste einzuladen. Unter ihnen befand sich Kreispräsident Ulrich Brüggemeier, der dem Jubilar Glaubwürdigkeit und Standvermögen bescheinigte. „Sie haben gezeigt, dass wir hier im Norden auch Zähne haben“, sagte er in Anspielung auf Asmus’ Rolle als Sprecher der Bürgerinitiative gegen das CO2-Endlager. Dieses Engagement führte zu seiner Wahl zum „Mensch des Jahres 2009“ des sh:z.

„In die Wiege gelegt“ ist eine häufig strapazierte Redewendung, darf aber bei Wallsbülls Bürgermeister Werner Asmus durchaus angewendet werden: Schon sein Großvater war in der Gemeindevertretung, bis er 1934 von den Nazis durch einen linientreuen Vertreter ersetzt wurde. Werner Asmus’ Vater erhielt bei den Gemeinderatswahlen 1948 die meisten Stimmen. So scheint es die logische Folge, dass sich der heute 70-jährige Werner Asmus auch selbst schon früh ehrenamtlich engagierte. Feuerwehr, Bauernverband und der Forstbetriebsverband sind einige seiner Betätigungsfelder.

„Für mich war es selbstverständlich, mich für andere Menschen einzusetzen“, sagte Asmus. Sein Vater habe es ihm vorgelebt. Mit 32 Jahren wurde er in die Gemeindevertretung gewählt, mit 36 war er stellvertretender Bürgermeister und mit 40 wurde er Oberhaupt seiner Gemeinde.

Amtsvorsteherin Gudrun Carstensen bescheinigte dem Jubilar, dass er für seine Überzeugungen konsequent eintrete und immer das Wohl seiner Gemeinde vor Augen habe. „Mit dir wird es nie langweilig, du bleibst streitbar, mit Ecken und Kanten, aber sympathisch.“

Die Gratulanten Helga Pietroff vom Wikingerdorf Valsgaard, Wehrführer Björn Wagner und Gemeindevertreter Sven Nielsen rechnen ihm hoch an, dass er immer für sie da sei, jederzeit konsequent für sie einstehe und mit seinen täglichen Ortskontrollfahrten immer präsent sei.

Und wie sieht Werner Asmus sich selbst? In seiner ersten Amtszeit als „Minderheitenbürgermeister“ – seine Wählergemeinschaft hatte nicht die Mehrheit in der Gemeindevertretung – habe er gelernt, dass man jeden mitnehmen müsse, wenn man Vertrauen erlangen möchte. Dies habe er getan, den Gemeinderat „befriedet“ und danach hätten es die Wallsbüller ihm sehr leicht gemacht, Bürgermeister zu sein. Ihm sei aber auch bewusst, dass er über die Gemeindegrenzen hinweg zum Polarisieren neige und er auch so wahrgenommen werde.

„In den 30 Jahren haben wir in Wallsbüll zwölf Dinge anders gemacht als die übrigen Gemeinden im Amt Schafflund. Man kann den einen oder anderen Blödsinn beruhigt auslassen, ohne dass die Gemeinde Schaden nimmt“, sagt er. Alle zwei Jahre ein Projekt in Wallsbüll und nie ein Flop dabei, darauf ist Werner Asmus genau so stolz wie auf die Dinge, die er von der Gemeinde fern gehalten hat. Er verspüre aber auch zunehmend, dass an die Bürgermeister immer höhere Anforderungen gestellt werden, die Bürokratie ungeahnte Blüten treibe und „viel unsinniges Zeug“ an die Gemeinden heran getragen werde. Es sei kaum noch möglich, ehrenamtlich Bürgermeister zu sein, aber „bei mir prallt das eine oder andere ab“, betont Werner Asmus.

Noch hat Asmus nicht genug vom Bürgermeister sein: „Als nächstes nehmen wir das schnelle Internet für Wallsbüll in Angriff“, sagt er. Und dann möchte er im Ort endlich die Landesstraße 1 saniert haben. Daran beißt er sich seit Jahren die Zähne aus.

Flensburger Tageblatt 25.04.2016 / Reinhard Friedrichsen