Gewässer verbessern – Eisen raus aus Wallsbek und Norderbek

Zurück zur Startseite 27. Mai 2020
Inspektion der Baustelle: Kai Uwe Metzner vom Landesamt (v.l.), Hans-Peter Lauer und Anke Mohr (Wasser- und Bodenverband), Werner Asmus und Verbandsingenieur Stephan Nicolaisen. - Foto: Jan Kirschner
Inspektion der Baustelle: Kai Uwe Metzner vom Landesamt (v.l.), Hans-Peter Lauer und Anke Mohr (Wasser- und Bodenverband), Werner Asmus und Verbandsingenieur Stephan Nicolaisen. – Foto: Jan Kirschner

Wallsbüll: Die Wallsbüller registrieren seit drei Wochen deutlich mehr Lastwagen als sonst in ihrem Ort. Der “Verursacher” lässt sich in der Peripherie des Dorfes lokalisieren: Kurz vor der Einmündung der Norderbek in die Wallsbek befindet sich eine Baustelle, die sich über rund drei Hektar erstreckt. Dort entsteht eine “Wasserreinigungsanlage mit Biotop”. Das Ziel: Die Reduzierung der Eisenbelastung in den Fließgewässern. Bei einer Baubesprechung präsentierte jetzt die Meldorfer Tiefbaufirma “Peters & Söhne” die Fortschritte. “Die Hälfte ist geschafft, beim Bodenaushub sind es sogar schon zwei Drittel”, teilte Hans-Peter Lauer, Vorsteher des “Wasser- und Bodenverbandes Meyner Mühlenstrom”, mit.

Und wenn es den Gewässern gut geht, dann auch den Menschen.

Kai Uwe Metzner, Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz

Die Planungen liefen seit 2012. Das Problem ist deutlich älter. Schon in historischen Zeiten war das Gebiet im Nordosten von Wallsbüll für seine Vorkommen an Raseneisenerz bekannt. Das so genannte Ockereisen, dreiwertiges Eisenhydroxid, verursacht die rotbraune Farbe der Norderbek und ist Gift für Fauna und Flora. “Wenn wir die Qualität im Oberlauf verbessern, hat das auch positive Auswirkungen auf das gesamte Einzugsgebiet bis hin zur Eider”, erklärt Kai Uwe Metzner vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. “Und wenn es den Gewässern gut geht, dann auch den Menschen.”

Das technische Bauwerk soll sich naturnah entwickeln

Nun sollen künstliche Teiche Abhilfe schaffen. Die Anlage funktioniert in drei Stufen: Ein vorgeschalteter Sandfang fischt das grobe Material heraus. In den zwei Becken des Teichs sorgen Sedimentations- und Oxidationsbereiche dafür, dass dem Wasser das Eisen entzogen wird. In der flachen Übergangszone soll ein Schilfgürtel angepflanzt werden. “Das Ganze wird sich naturnah entwickelt, aber es bleibt ein technisches Bauwerk”, verdeutlicht Verbandsingenieur Stephan Nicolaisen.

Der Verband war in Vorleistung gegangen und hatte das nötige Ackerland von einem Landwirt erworben und fungiert nun als Träger der Maßnahmen. Auf den Kosten sitzenbleiben soll der Verband aber nicht. Das 660.000-Euro-Vorhaben wird zu 100 Prozent bezuschusst – von der Europäischen Union, dem Land und dem „Bund für Umwelt- und Naturschutz“.

Aushub dient Deichverstärkung an der Westküste

Der Großteil des ausgehobenen Sandes wird von den Lastwagen an die Westküste transportiert. Dort wird er für die Deichverstärkung im Hauke-Haien-Koog genutzt.

Wallsbüller Erde an der Nordsee? Keine Premiere, wie Altbürgermeister Werner Asmus betont: “Schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde unser Sand für den Bau des Hindenburgdammes verwendet.” Die Materialtransporte sollen spätestens im August enden, das Projekt soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Derweil denkt Hans-Peter Lauer bereits über einen zweiten Ockerteich in seinem Verbandsgebiet nach: nördlich der Grenzstraße.

SHZ / Flensburger Tageblatt 27. Mai 2020 / Jan Kirschner